Zwischenruf - Marita Rings-Kleer:Weniger ist mehr
„Jetzt noch winterlicher“, steht auf der Teepackung.
„Mehr Bio“ auf der Saftflasche.
Was für ein Unsinn, denke ich!
Das wäre ja so, als ob die junge Frau aus der Nachbarschaft, die ein Kind erwartet, täglich noch mehr schwanger würde.
Ich weiß: diese und viele andere PR-Sprüche folgen dem Trend der Zeit, der ja immer mehr, immer besser und immer schöner verspricht.
Gerade jetzt im Advent stehen viele Menschen vor diesen Erwartungen, wenn es um den Kauf von Geschenken geht.
Der Druck von allen Seiten ist enorm: der Handel muss verkaufen und ich will mit meinem Geschenk alles richtig machen.
Koste es, was es wolle.
Alles noch schöner, alles noch mehr.
Genau wie bei meinem Tee oder dem Saft.
Ich selbst habe ich mich da schon lange ausgeklinkt.
Ein paar selbstgemachte Kleinigkeiten, mitunter nicht ganz so perfekt, das sind meine Gaben, nicht mehr!
Die Händler werden mich dafür jetzt nicht loben, aber ich hoffe, ich komme dem Sinn des Schenkens so näher.
Bei unseren Kinder-Krippenfeiern am Heiligen Abend kam immer eine Szene vor, in der die armen Hirten dem neugeborenen Kind in Bethlehem eine Gabe überreichen sollten.
Dann gaben sie das, was sie hatten: einen Stock, ein Schaf-Fell, eine Laterne, Alltägliches und gebraucht.
Gaben also, die so gar nicht besser und schöner waren, aber doch sehr wichtig.
Angefangen hat Weihnachten damals bei armen Menschen.
Davon gibt es immer noch unendlich viele auf der Welt, auch unter uns.
Wenn ich denen dann etwas mehr geben kann, ist das „noch weihnachtlicher“.