Lebenszeichen - Corinna Achtermann:Wenn ihr mich um etwas in meinem Namen bitten werdet, werde ich es tun (Joh 14,14)
„Wenn ihr mich um etwas in meinem Namen bitten werdet, werde ich es tun“ (Joh 14,14). Den Satz lese ich im heutigen Tagesevangelium. Ein Satz, den Jesus vermutlich so oder so ähnlich vor ca. 2000 Jahren zu seinen Jüngerinnen und Jüngern sagte. Und ein Satz, der im Kontext der sogenannten Abschiedsreden Jesu steht. Genauer ist er ein Teil der ersten Abschiedsrede, die Jesus hält. Solche Reden aus der Bibel haben meist einen ganz eigenen Charakter. Sie bereiten nämlich die Zurückbleibenden, in dem Fall die Jüngerinnen und Jünger, auf einen bevorstehenden Tod vor. Jesus will sie ganz konkret auf die Herausforderungen einstellen, die kommen, wenn er nicht mehr da sein wird. Er versucht seinen Jüngerinnen und Jüngern begreiflich zu machen, was es bedeutet an ihn zu glauben. Ihm zu vertrauen. Und auch, wenn er nicht mehr bei ihnen sein kann, haben sie durch ihren Glauben und ihr Vertrauen einen direkten Kontakt zu Gott. Und in diesem vertrauensvollen Miteinander spricht Jesus „Wenn ihr mich um etwas in meinem Namen bitten werdet, werde ich es tun.“ (Joh 14,14)
Auch noch 2000 Jahre später bitten ganz viele Menschen um etwas in Gottes Namen. Wie oft wird um Genesung eines geliebten Menschen gebetet. Um eine positive Änderung der eigenen Situation. Wie oft wird Gott um Unterstützung beim Sport oder auch bei Prüfungsfragen in Anspruch genommen. Als ob Gott ausrichten könnte, in welcher sportlichen Verfassung man ist. Oder wie man vielleicht vor einer Prüfung gelernt hat. Wie oft werden auch weltweit in den Kirchen und Kapellen Kerzen angezündet und ein Gebet dazu gesprochen. In der Hoffnung und im Vertrauen darauf, dass Gott etwas ausrichten kann. Oft erlebt man, dass sich an dem, worum gebetet wurde, nichts ändert und alles beim Alten bleibt. Sich manche Situation vielleicht sogar verschlimmert. Manche Dinge wiederum wurden mit der Zeit geregelt, aber auf eine andere Weise und nicht so, wie man es in jenem Augenblick wollte beziehungsweise sich wünschte. Aber ist mit dem, was Jesus damals zu seinen Jüngern sagte, auch wirklich gemeint, dass ich ihn um alles bitten kann, was ich mir wünsche?
Ich verstehe das eher so, dass ich nicht in meinem Gebet, in meiner Bitte, von Gott etwas verlange und er mir quasi einen Gefallen tun soll. Dass ich mich nicht nur auf meine Wünsche und Vorstellungen fokussiere und so keinen Platz für Gottes Pläne lasse. Vielmehr, dass ich aus meinem Glauben heraus darauf vertrauen kann, dass Gott an meiner Seite ist und die Dinge, auch nicht immer in meinem Sinne, richten wird. Für mich heißt das aber auch, dass ich nicht nur dann meinen Glauben aus der Tasche ziehe, wenn ich ihn gerade mal brauche. Und ihn sonst links liegen lasse. Sondern, dass ich auch das Gebet in meinen Alltag einbeziehe. Gott mal um Rat frage. Einfach mit ihm ins Gespräch komme, vielleicht während der Autofahrt, wenn ich sowieso mal wieder an einer roten Ampel stehe.
Ich bin davon überzeugt, dass sich Gott für das Leben eines jeden Menschen interessiert. Wichtig ist aber, dass ich Gott nicht zum Orakel für die bestmöglichen Entscheidungen in meinem Leben mache, damit es möglichst erfolgreich und sicher verläuft.
Wann, wie und ob Gott tätig wird, kann ich nicht beeinflussen – egal, welchen Weg ich wähle. Gott bleibt immer noch Gott und in seinem Handeln souverän. Ich kann ihm die Tür öffnen, für sein Wirken empfänglich sein. Ich kann Wünsche und Gedanken konkret formulieren und mit dem mir größtmöglichen Vertrauen auf sein Handeln warten. Was aber daraus wird, liegt nicht bei mir.