Zwischenruf - Martina Fries:Die Wahl haben
Kennen sie Anne Frank? Oder ihr Tagebuch?
Anne Frank wurde 1929 in Frankfurt am Main geboren. Sie war Jüdin. Deshalb wan-derte ihre Familie 1934 in die Niederlande aus. Als die Verfolgung der Menschen jü-dischen Glaubens auch dort zunahm, versteckte sich ihre Familie 1942 in einem Hinterhaus in Amsterdam. Dort begann Anne Tagebuch zu schreiben. Ihr letzter Eintrag ist vom 1. August 1944. Sie schreibt:
„… und (ich) suche dauernd nach einem Mittel, um so zu werden, wie ich gern sein würde und wie ich sein könnte, wenn … wenn keine anderen Menschen auf der Welt leben würden.“
Anne Frank wurde die Möglichkeit, sich so weiter zu entwickeln genommen. Am 4. August 1944, heute vor 80 Jahren, wurde die Familie entdeckt und verhaftet. Anne Frank starb im Frühjahr 1945 im Konzentrationslager Bergen-Belsen.
Bis heute ist nicht sicher geklärt, ob das Versteck, in dem die Familie gelebt hatte, verraten oder zufällig gefunden worden ist.
Es ist auch egal.
Das Schicksal von Anne Frank zeigt exemplarisch, wozu Hass führt. Und wozu Menschen fähig sind – positiv wie negativ.
Es gab die, die die Menschen, die von der nationalsozialistischen Ideologie als nicht lebenswert bezeichnet wurden, ignoriert, verfolgt, ausgeliefert, gequält oder getötet haben.
Und es gab die, die dem Widerstand geleistet haben. Die widersprochen haben, die Menschen versteckt haben, die zur Flucht verholfen haben.
Der Tag heute weist mich darauf hin, dass ich die Wahl habe. Ich kann mich für oder gegen das Leben entscheiden. Und ich muss es auch. Auch heute noch.