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Zwischenruf - Michael Kinnen:Heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen

Und wenn morgen die Welt unterginge...
Ein Kopfhörer liegt auf einem Buch, daneben steht eine Tasse mit Tee oder Kaffee
Datum:
19. Jan. 2025
Von:
Michael Kinnen

Vielleicht ist heute ein guter Tag, um einen Apfelbaum zu pflanzen. Wie bitte? Am Sonntag? Bei den Temperaturen? Mitten im Winter? Ja, vielleicht ist das nicht ganz so wörtlich gemeint. Der Reformator Martin Luther soll einmal gesagt haben: „Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen.“ Und auch wenn er zu einer anderen Zeit gelebt hat und das auch nicht darauf bezogen hat - nun ja - morgen ist so ein Tag. Für manche ist es einfach nur ein Montag, also vielleicht schon schlimm genug. Aber es ist auch der Tag, an dem der neue US-Präsident sein Amt antritt. Die Ministerriege und die sonstigen Ernennungen und Pläne lassen nicht nur den politischen Gegner den Kopf schütteln. Davon geht wahrscheinlich die Welt nicht unter. Aber das mit dem Apfelbäumchen von Luther ist ja auch im übertragenen Sinn gemeint: Es lohnt sich, die Hoffnung nicht aufzugeben. Und es lohnt sich, etwas anzufangen, von dem man die Ernte selbst wahrscheinlich gar nicht mehr einfahren kann. Zu vertrauen, dass es auch wieder bessere Zeiten geben wird, auch wenn vermeintlich alles dagegen spricht und die Welt aus den Fugen gerät. Und das mit dem Apfelbäumchen sagt ja auch im übertragenen Sinn, dass man etwas tun kann, nicht nur ausgeliefert ist. Für Luther ist das Gottvertrauen. Selbst das tun, was möglich ist. Und den Rest dann Gott überlassen im Vertrauen, dass es ein gutes Ende nimmt. Wir haben ja auch bald Wahlen - zum Beispiel. Etwas tun und vertrauen. Solche hoffnungsvollen Apfelbäumchen im übertragenen Sinn können auch heute gepflanzt werden, am Sonntag, im Winter. 

SR3 - Zwischenruf:Heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen