Zwischenruf - Matthias Marx:Selbstliebe

Elli hat zwei Enkel, Noah und Fynn. Noah, der ältere, ist sechs Jahre alt. Eines schönen Tages zählt er lang und breit auf, wen er alles lieb hat:
„Ich hab meine Mama lieb, meinen Papa, meine Oma, meinen Opa, meinen Bruder, dann noch die Lisa und den Micha …“ und so geht das eine ganze Weile, denn er will niemand vergessen, den er lieb hat.
Danach fragt Elli den jüngeren Enkel, den vierjährigen Fynn, wen er denn lieb hätte. Da sagt Fynn: „Ich hab mich lieb.“
Die schlaue Oma Elli weiß genau, dass es hier nichts zu korrigieren gibt. In seiner kleinen Kinderwelt ist Fynn einfach mit sich selber froh – und das ist kein Egoismus. Sein Bruder hatte ja schon alle aufgezählt, an denen Fynn sicher genauso hängt. Aber er setzt wie selbstverständlich eins drauf.
Die Selbstliebe, oder das Selbstvertrauen, ist hier ganz ungestört. Das größte Gebot ist laut Jesus nicht nur die Liebe zu Gott, sondern zu jedem Mitmenschen. Ihn oder sie sollen wir lieben „wie uns selbst“.
Da hat der kleine Fynn den Nagel auf den Kopf getroffen. Wie könnte denn ein Mensch all seine Emotionen, sein ganzes Herz, an Gott und den Mitmenschen hängen, wenn er sich selbst im Weg steht? Wenn die Selbst-Annahme, also die gesunde Selbstliebe, in Schieflage ist, oder ganz fehlt?
Ehrlich zu sich selber stehen ist der beste Standpunkt.