Zwischenruf - Christian Schöneberger:Unterrichtsfach: Empathie

Musik, Religion und Politik waren früher in der Schule meine Lieblingsfächer. Absoluter Horror war für mich Physik. Ich treffe mich heute ab und zu mit ehemaligen Schulfreunden. Nach über 40 Jahren Abschied von Schule kommen dann immer wieder Erinnerungen, lustige und einprägsame. Irgendwann dann aber auch die Frage: warum gab es nicht mehr Fächer, die uns auf unser Leben als Erwachsene vorbereitet haben? Uns kommen dann Fächer in den Sinn wie „Behördensprache verstehen“ oder „Falschmeldungen filtern“. Interessant für uns ist ein Schulfach in Dänemark: Empathie. Die Kids zwischen 6 und 16 Jahren lernen dort mit Gefühlen umzugehen, mit ihren eigenen und denen ihrer Mitschüler. Wie kann ich Emotionen richtig einordnen? Wie kann ich über sie reden? Sie anderen mitteilen. Zentral dabei ist: ich höre zu und ich respektiere den anderen und setze mich damit auseinander. Schaue auf mich und meine Reaktionen und auf den anderen. Die Erfahrungen in Dänemark zeigen: Kinder sind später emotional und sozial kompetent.

Empathie ist nicht einfach angeboren. Und es ist auch nicht eine einzige Fähigkeit. Es gehören dazu „… herzliches Erbarmen, Freundlichkeit, Sanftmut und Geduld“. So beschreibt es der Apostel Paulus in der Bibel. Für ihn sind es Fähigkeiten, die er und die, die es einmal eingeübt haben, nicht mehr ablegen möchten – sie werden ein Teil von einem selbst.

Mir macht die Idee der Dänen Mut. Vielleicht ist das ja ein Grund, weshalb die Menschen in diesem Land zu den glücklichsten auf der Welt zählen. Jedenfalls wird mir klar: es ist ein guter Weg nicht nur für die Schule, sondern für das Leben zu lernen!