Zwischenruf - Corinna Achtermann:Zeitverschwendung
„Was ist für dich die größte Zeitverschwendung?“ das fragt der Junge in dem Roman “Der Junge, der Maulwurf, der Fuchs und das Pferd. “Was ist für dich die größte Zeitverschwendung?” Die Antwort des Maulwurfs: „Mich mit anderen vergleichen“
Ganz schön schlagfertig, was der Maulwurf da antwortet. Und irgendwie fühle ich mich von seiner Antwort ertappt. Mir wird bewusst, wie sehr ich und eigentlich auch unsere Gesellschaft davon geprägt sind, sich mit anderen zu vergleichen. Und das fängt schon sehr früh an.
„Na, was kann dein Kind schon alles?“. Diese Frage wurde mir bereits wenige Tage nach der Geburt meiner Tochter gestellt. Meine Antwort lautete: „Sie kann und macht das, was ein Baby so macht: schlafen, trinken, die Windeln voll und einfach leben.“
Auch wenn die Frage nicht ganz ernst gemeint war, hat sie doch einen wahren Kern. Und mir wird deutlich, in welcher Leistungsgesellschaft wir leben. Eine Gesellschaft, in der bereits Babys an ihren Fähigkeiten gemessen werden. Babygruppen und der Content in den sozialen Medien stellen das eindrucksvoll unter Beweis. Hier wird verglichen, was das Zeug hält.
Und das ist erst der Anfang. Auch wir Erwachsenen sind ständig dabei, oft auch unbewusst, uns selbst mit anderen zu vergleichen. Und da gebe ich dem Maulwurf recht, das ist Zeitverschwendung. Jeder Mensch kann irgendwas besser als ein anderer. Und das macht das Menschsein doch gerade aus. Niemand ist perfekt. Und als Christin glaube ich daran: So, wie wir sind, sind wir von Gott nach seinem Bild geschaffen. Und das versuche ich mir immer wieder bewusst zu machen, wenn ich beginne, mich mit anderen zu vergleichen.
Und wenn ich das nächste Mal gefragt werde, was mein Kind alles kann, erinnere ich mich an das Buch und stelle eine Gegenfrage: „Was ist für dich die größte Zeitverschwendung?“ und ohne eine Antwort abzuwarten zitiere ich den Maulwurf: „Mich mit anderen vergleichen“