Zwischenruf - Michael Kinnen:Fußballgott
Heute Abend ist wieder mal Fußball mit deutscher Beteiligung bei der EM. Es geht gegen die Schweiz. Dass da die „Neutralität der Schweiz“ nicht zur Geltung kommt und dass es zum Ende der Vorrunde hoffentlich nochmal ein gutes Spiel wird, da sind sich wohl alle Fußballfreunde einig. Ob und inwieweit der „Fußballgott“ eine Rolle spielt, da gehen die Meinungen allerdings auseinander. Ich habe vor einiger Zeit mal Gregor Bellin kennengelernt. Der ist im Berliner Olympiastadion als Seelsorger tätig. Es gibt eine Kapelle im Stadion, wo sich der ein oder andere Fan oder auch Spieler zur Besinnung zurückziehen kann. Die klassische Frage an den Stadionseelsorger hab ich auch Gregor Bellin gefragt: Wie das so ist mit dem Fußballgott und ob man ihm in der Stadionkapelle besonders nah sei? - „Man ist Gott prinzipiell immer nahe, dem ‚Fußballgott‘ aber wohl weniger, denn den gibt es gar nicht“, hat er mir geantwortet. Das sei ihm nämlich vom Gottesbild her zu eng geführt. Und weiter sagte er: „Jesus Christus ist nicht als Fußballgott in diese Welt gekommen, sondern als Heiland dieser Welt, um allen Menschen Heil zu bringen - und zwar dem Gegner, der hier Fußball spielt, genauso wie den eigenen Leuten.“ Wir haben uns über manche Gemeinsamkeit von Fußball und Glaube unterhalten, über pilgernde Fans und Gebete für den Sieg. Und auch über Fangesänge. Ein Lied finde ich da besonders ansprechend: "You'll never walk alone" - Niemals bist du allein! Das klingt auch religiös gut: Gott trägt und hält dich, selbst dann, wenn die Fans den Support einstellen. Ob Fußballgott oder einfach „nur“ Gott: Mit so einem Teamplayer geht’s zum Erfolg - im Fußball und im Leben.