Zwischenruf - Christian Schöneberger:Geboren zum Tod - gestorben zum Leben
In einer Todesanzeige lese ich: 12.02.1926 geboren zum Tod – 04.05.2023, gestorben zum Leben.
Ich stutze: geboren zum Tod? Das Neugeborene, das ich sehe, es ist voller Leben. Das hat das Leben doch noch vor sich. Natürlich: jeder neugeborene Mensch wird irgendwann - vielleicht nach 60, 70 oder wie in der Todesanzeige nach 97 Jahren sterben. Also doch: geboren zum Tod? Ich spüre aber, wie meine Gedanken dabeibleiben und sich dagegen wehren. Diese 60, diese 70 oder 97 Jahre sind doch Leben. Das sind doch auch Jahre voller Freude und Liebe, das können doch richtig erfüllte Jahre sein! Letztlich setzt der Tod den Schlussstrich. Den Schlussstrich unter diese Jahre. Das stimmt auch!
In der Anzeige steht: gestorben zum Leben! In meiner Trauer um einen lieben Menschen ist das meine christliche Hoffnung. Ja, denke ich, besser kann man es nicht auf den Punkt bringen. Jesus zeigt in seinem Leben und seinem Tod: der Tod ist nicht das Ende. Er ist der Anfang eines neuen Lebens. Dies ist für Jesus keine Vertröstung. Es ist seine Botschaft. Eine Botschaft, die trösten und stärken will.
Das zu glauben fällt nicht immer leicht. Besonders dann, wenn gerade ein Freund oder Partner, ein Mensch, der mir wichtig war, gestorben ist. Und im nahen Erleben des Todes scheint diese Botschaft tatsächlich paradox! Verkehrte Welt!
Die Freunde von Jesus haben genau diese Schwierigkeit auch. Sie können die Botschaft des Auferstandenen für sich nicht einordnen. Sie brauchen dafür Zeit, es zu begreifen. Und es dauert, bis sie es verstehen. Irgendwann geben sie diese Botschaft weiter. Wir Christen erinnern uns jedes Jahr an diese Botschaft. Aber nicht nur an Ostern darf ich sie hören: spüre doch, sie kann dich tragen: die Botschaft vom Leben!