Zwischenruf - Lisa Olschewski:Rätsel um Valentin

Häufig steht der Valentinstag in Kritik und die Geschichte des Heiligen, der hinter diesem Tag steht, ist weitgehend unbekannt. Vielleicht auch, weil relativ unklar ist, wer der Mensch Valentin überhaupt war. Es ist sogar von zweien die Rede, die an verschiedenen Orten gelebt haben sollen. Die Gemeinsamkeiten der beiden Bischöfe mit dem Namen Valentin sind jedoch so auffallend, dass man auf die Idee kommen könnte, es handele sich um dieselbe Person. Das Rätsel um das Leben Valentins wird sich so leicht nicht lösen lassen, aber das Wenige, das über ihn bekannt ist, rührt an und es lohnt sich einen Blick auf den heutigen Valentinstag zu werfen. Es gibt verschiedene Legenden, die davon erzählen, dass Valentin Kinder geheilt haben soll. Die Eltern der Kinder waren danach so dankbar, dass sie zum Christentum konvertierten. Es muss also eine eindrückliche Begegnung für die Eltern und auch die Kinder gewesen sein.
Doch wie konnte er die Kinder heilen? Was hat er anders gemacht als die anderen? Ich verstehe Heilungsgeschichten, die man zuhauf in biblischen und außerbiblischen Quellen findet, als Geschichten des Sich-Hinwendens. Da kommt einer, der den Menschen sieht, der ihn wirklich sieht. Mit seiner Angst und Zuversicht, mit seiner Not und seiner Hoffnung.
Dieser Gedanke passt für mich gut zum Valentinstag. Wie oft sieht man Menschen einfach nur an, ohne sie wirklich zu sehen. Wie oft glaubt man, eine Person zu kennen, obwohl man nur das sieht, was man in sie hineinprojiziert.
Den Anderen, die Andere wirklich zu sehen, das will ich mir bewusst machen und einüben – und der heutige Valentinstag ist vielleicht eine gute Erinnerung dafür.