Zwischenruf - Michael Kinnen:Segen in die Ferne

Im vergangenen Jahr habe ich Stammzellen gespendet. Ich bin schon lange bei der Knochenmarkspenderdatei DKMS registriert - und da war es soweit: Ich hatte ein Match: Ein Mann in Norwegen. Mehr weiß ich nicht, denn die gesetzlichen Vorgaben dort erfordern zum wechselseitigen Schutz, dass wir nicht direkt miteinander sprechen. Die Stammzellspende war für mich völlig unkompliziert - wie eine ausführliche Blutspende - und doch war sie sehr aufregend: Wird alles gutgehen? Wachsen die Zellen gut bei ihm an und helfen dem Match beim Gesundwerden? Meine Fragen waren wohl sehr klein im Vergleich zu dem, was sich mein Partner in Norwegen gefragt haben muss. Für ihn ging es ums Leben, ums Überleben. Auch wenn ich den Mann auch in Zukunft nie persönlich kennenlernen werde, fühle ich mich ihm verbunden. Ich wünsche ihm das Beste und dass er wieder gesund wird. Weil er mir so nah und doch so unerreichbar fern ist, habe ich für ihn gebetet. Gute Wünsche geschickt in Gedanken. Segenswünsche. Und vielleicht betet er auch für mich. Mir hilft das, dass ich das glauben kann: Der Liebe Gott weiß um uns und unsere Bitten. Er kennt uns beide und was wir brauchen. Für mich bleibt der Segen in die Ferne. Ins Unbekannte. Aber mit dem Gottvertrauen, dass dieser Segen ankommt und wirkt. Wenn ich selbst nicht mehr tun kann und manches unerreichbar bleibt. Der Segen verbindet.
Übrigens: Vor kurzem habe ich von der Vermittlungsstelle der DKMS erfahren, dass es dem Mann in Norwegen, meinem Match, den Umständen entsprechend gut geht. Er hat die Stammzellen gut vertragen und ist weiter auf dem Weg der Besserung. Was für ein Segen - für mich - das zu hören!